21. März 2020
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Du bist gerade in deinem Home-Office aufgewacht... Und nun?

Ich habe oft von meinen Freunden und Kollegen gehört, dass sie lieber ins Büro pendeln als von zu Hause aus zu arbeiten. Der Hauptgrund dafür ist das Gefühl, dass sie im Home-Office nicht wirklich produktiv seien. Die Arbeit von zuhause aus ist häufig mit vielen möglichen Ablenkungen verbunden, die am Ende des Tages Schuldgefühle und/oder den Drang immer online zu sein auslösen. Hier findest du ein paar Tipps, die mir geholfen haben, meinen Tag im Home-Office möglichst produktiver zu gestalten.

Gestalte deine Umgebung so, dass sie für dich gut ist.

Schritt 1: Wenn du zu Hause keinen eigenen Büroraum hast, kannst du bereits hier ansetzen. Suche einen Raum oder einen Bereich, den du in einen Arbeitsbereich verwandeln kannst. Überlege dabei, was dir dabei hilft, dich zu konzentrieren.

Schritt 2: Sieh dich um: Gibt es etwas, das dich ablenkt? Es kann alles sein, von der Wäsche, die noch gebügelt werden muss, über die Steuererklärung, die noch nicht fertig ist, bis hin zu schmutzigen Fenstern. Sei kreativ und stelle sicher, dass du Dinge, die dich ablenken, gleich beseitigst. Das kann bedeutet, dass du das eine Fenster, das du von deinem Schreibtisch aus siehst putzt.

Schritt 3: Denke über all die Dinge nach, die dich zur Arbeit ermutigen. Muss du jemandem gegenüber Rechenschaft ablegen? Du kannst beispielsweise deinen Arbeitskollegen von deinen Plänen berichten. Abends könntet ihr euch darüber unterhalten, wie eure Tage verlaufen sind.

Meine Erfahrung: Ich habe festgestellt, dass ich zu viel Energie habe, um stundenlang am Tisch zu sitzen. Im Büro kann ich die Höhe des Tisches einstellen, zwischen Sitzen und Stehen wechseln oder auf meinem Bürostuhl knien (es ist bequemer, als es sich anhört). In meiner kleinen Wohnung musste ich etwas anderes finden. Ich wechsle zwischen der Arbeit am Esstisch und der Arbeit auf der Couch. Für letzteres stelle ich meinen zweiten Monitor auf ein Schneidebrett aus der Küche. Das funktioniert erstaunlich gut.

Gib dir die Struktur, die du brauchst.

Wenn du viele Tage zu Hause verbringst, kannst du versucht sein, viele Routinen in Frage zu stellen, wie beispielsweise: Sollte ich frühstücken? Kann ich früher mit der Arbeit beginnen? Immerhin ist es nicht mehr notwendig, zur Arbeit zu pendeln.

Ein durchschnittlicher erwachsener Mensch trifft täglich etwa 35.000 bewusste Entscheidungen. Diese psychische Belastung wird durch Routinen und Strukturen reduziert. In einer neuen Situation kannst du daher neue Routinen und Strukturen gebrauchen. Rituale geben uns im Alltag Struktur. Neue Routinen können uns daher dabei unterstützen unsere Produktivität zu steigern. Finde heraus, was dir hilft, dich zu konzentrieren oder einen möglichst starken Fokus zu kreieren. Sei kreativ!

Hier ist eine Möglichkeit, diese zu etablieren:

Schritt 1: Schreib alles auf, was dir im Kopf herumwirbelt. Schließ dabei Gedanken und Aufgaben ein, die nicht direkt mit deiner Arbeit zusammenhängen. Grundsätzlich können wir all unsere Aufgaben elektronisch aufschreiben, doch das Durchstreichen oder Abhaken auf einer physischen Liste verstärkt unser Gefühl, etwas erreicht zu haben. Probiere es aus. Schreibe einen Gedanken pro Post-it oder Zettel auf. Achte darauf, dass du mit einem dicken Stift schreibst, um aus der Entfernung lesen zu können was du geschrieben hast. Verwende Stickies oder schneide ein Blatt Papier in kleine Teile.

  • Den Kunden xy zurückrufen
  • Beenden des Blog-Beitrags
  • Wäsche
  • Wann möchte ich die Steuererklärung abschließen?
  • Meine Eltern zurückrufen
  • Mein Auto in der Mittagspause reinigen?

Schritt 2: Setze die Prioritäten: Welche Aufgaben sind wichtig? Nutze eine Pinnwand oder klebe diese Notizen auf eine Oberfläche – sei es eine Tür oder ein Fenster. Die Stelle sollte von deinem Platz aus gut sichtbar sein. Die Dinge mit der höchsten Priorität sollten die höchste Position haben.

Schritt 3: Plane deinen Tag und überlege, was heute getan werden kann und sollte. Gestalte eine gute Mischung aus Arbeitsaufgaben und Freizeitaktivitäten. Schätze dabei, wie viel Zeit jede Aufgabe in Anspruch nehmen wird.

Schritt 4: Erledige deine Aufgaben durch. Als Unterstützung kannst du ein Kanban-Board mit den Spalten „To-Do“, „In Arbeit“ und „Fertig“ verwenden. Dabei ist es hilfreich die Aufgabenanzahl, die sich „in Arbeit“ befinden zu begrenzen, um sich auf bestimmte Aufgaben fokussieren zu können. Wenn du das Gefühl hast, dass die Dinge anders als erwartet laufen, nutze die Kaffeepause, um die Prioritäten neu zu bewerten. Sieh das Ganze als Experiment! Lerne im Prozess. Verwerfe was sich für dich nicht gut anfühlt oder dir nicht hilft. Forciere Dinge, die dir helfen.

Behandle dich selbst, wie du es von deinen Kollegen erwartest: respektiere deine Pausen und lobe dich selbst, wenn du etwas gut gemacht hast.

Kanban

Wenn du nicht allein zu Hause arbeitest, sondern auch dein Partner, Ehepartner oder Kinder zuhause sind, kann es hilfreich sein, den Tag in größerem Format an der Tür zu planen. Dies steigert die Transparenz. So wissen du und deine Lieben wann Pausen geplant sind und wann du dir Zeit für dich selbst und sie nehmen kannst. Ein weiterer Vorteil ist, dass du durch den Plan weißt, wann du mit der Arbeit begonnen hast. Somit fällt es leichter, die Arbeit „zu beenden“ und in den Offline-Modus zu wechseln, ohne sich schuldig zu fühlen. Und du siehst was du erreicht hast.

Plan

Kümmere dich um deinen Körper

Wenn man nicht aus dem Haus gehen muss, könnte man am Ende den ganzen Tag zu Hause bleiben. Stelle sicher, dass du genügend körperliche Aktivitäten in deine Routine einbaust. Diese beanspruchen andere Bereiche des Gehirns und zwingen dich zur Ruhe zu kommen. Das Schwitzen verringert außerdem den Stress (Cortisol) in deinem Körper und fördert die Ausschüttung von Glückshormone (Endorphine). Wenn du nicht rausgehen kannst, rolle eine Unterlage (z.B. eine Gymnastikmatte oder Decke) aus und wähle eines der tausend YouTube-Videos für Übungen, Yoga oder Meditation aus. Gerne kannst du dich hierfür auch remote per Gruppenchat mit anderen (wie z.B. Kollegen) verabreden.

Kümmere dich um deinen Geist

Oftmals fand ich mich den ganzen Tag über in Gedanken versunken. Das kann ein Gedanke sein, an den ich mich erinnern möchte oder etwas das mich beunruhigt. Es ist nicht ungewöhnlich, dass ich 20 Minuten lang „versunken“ bin, bevor ich es überhaupt merke. In erster Linie hat es mir geholfen, diese Momente zu realisieren, meine Gedanken aufzuschreiben und weiter zu arbeiten. Je nach Thema konnte ich mich in einer Pause damit befassen oder es einfach stehen lassen, um abends darüber nachzudenken.

Abends kannst du dich dann fragen: „Wie mache ich mich?“. Schreibe es auf oder spreche mit jemandem darüber. Stelle unbedingt sicher, dass du zu dir selbst ehrlich bist. Auch wenn vieles schief zu gehen scheint, konzentriere dich auf die Chancen: Du kannst aus jeder Situation Neues lernen. Was lernst du gerade? Wie oder wo kann dir das in Zukunft helfen? Ich habe in den letzten Wochen gelernt geduldiger mit mir selbst und anderen zu sein. Ich bin sicher, dass mir das in vielen Situationen helfen wird widerstandsfähiger zu sein. Wie sieht es bei dir aus?

Und letztendlich: Übe Dankbarkeit. Es bringt dich nicht einen einzigen Schritt vorwärts, wenn du dich auf die Dinge fokussierst, die schief gehen, die du nicht hast oder kannst. Was hast du bereits heute? Wofür bist du dankbar? Diese Fragen beantworte ich für mich in Form eines Tagebuchs und kann dir versichern, dass diese Gedanken bereits nach kurzer Zeit dein Körper und dein Geist positiv beeinflussen.

…ein weiterer Game Changer

Wenn du Kinder hast, stellt sich dies unter Umständen vor weitere Herausforderungen. Auch Kinder können von einer klaren Struktur profitieren. Zudem vermeidet sie Familienkonflikte und unterstützt deine Kinder darin selbstständiger zu werden. Hier findest du ein Beispiel für Corona-Ferien-Regeln von meinem Kollegen.

Er und seine Familie folgen dem Plan nun bereits eine Woche und nehmen positive Veränderungen wahr.

Wie meisterst du das Home-Office?

Lass uns wissen welche Herausforderungen und Probleme du in deinem Home-Office erlebst. Wer sind wir? Wir sind eine Gruppe von Coaches, die nun auch im Home-Office arbeiten. Gemeinsam können wir deine persönlichen Herausforderungen angehen. Egal ob du Struktur suchst, langweilige remote Meetings, die sich in die Länge ziehen, vermeiden, oder du die Verbindung zu deinen Kollegen nicht verlieren willst. Hier findest du unser Angebot.

Bildnachweise: (c) Emma Matthews - Unsplash

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